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Immer Ärger mit der Sehne

Verletzungen der Achillessehne gehören zu den zehn häufigsten Sportverletzungen. Darunter finden sich viele Fälle von chronischen Beschwerden. Betroffen sind Profis und Breitensportler. 

Profisport ist brutal für den Körper. Es hat wenig mit der romantischen Vorstellung zu tun, man mache etwas Gutes, wenn man seinen Körper in Bewegung versetzt. Auf Leistungsebene geht es in der Regel vor allem darum, nicht nur Grenzen auszutesten, sondern sie regelmäßig großzügig zu überschreiten. Und das kann Folgen haben. Denn oft genehmigen sich vor allem Mannschaftssportler keine oder nur zu geringe Auszeiten, aus Angst, ihren Platz im Team zu verlieren.

Florian Hartherz ist Zugang von Fortuna Düsseldorf. Er spielt auf der Position des Linksverteidigers. Aus unterschiedlichen Gründen gab es zu ihm an den ersten fünf Spieltagen keine Alternative. Hartherz hat also durchgespielt. Normalerweise sollte sich die Belastung für einen Zweitligisten auch überschaubar halten – Training unter der Woche, eine Begegnung am Wochenende über 90 Minuten, es gibt stressigere Jobs. Gleichwohl kann trotzdem etwas zwicken. Seit wann genau Hartherz Beschwerden an der Achillessehne hatte, ist nicht zweifelsfrei aufzuklären. In der Partie bei Hannover 96 jedenfalls signalisierte er nach einem Kopfball sofort, dass er behandelt werden wollte. Beim Aufkommen auf dem Boden spürte er den Schmerz in der Sehne.

Verletzungen der Achillessehne gehören zu den zehn häufigsten Sportverletzungen. Darunter finden sich viele Fälle von chronisch wiederkehrenden Achillessehnenbeschwerden. Oft handelt es sich um ambitionierte Breitensportler, aber auch Profis, deren Ehrgeiz, Leistungsdrang, Ungeduld und Wettkampfleidenschaft einerseits das Krankheitsbild mitverursacht haben und andererseits die Behandlung und Genesung erschweren.

„Diese Beschwerden leitet der Sportler meist selber ein, sobald er durch ungünstiges Training die Belastbarkeit der betroffenen Struktur überschreitet“, erklärt Michael Fritz, 2. Vorsitzender des Sportärztebunds Nordrhein. „Sportler aller Sportarten, insbesondere aber aus den Bereichen Laufen, Triathlon, Walking, Ballsportarten, Badminton, Kunstturnen, Tanzsport und Ballett sind regelmäßig von Achillessehnenbeschwerden betroffen.“

Klinisch zeigt sich oft das Bild einer geschwollenen und spindelförmig verdickten Sehne. Ulf Blecker ist seit Jahren der verantwortliche Mediziner bei Fortuna Düsseldorf. Für ihn gehören Sehnenbeschwerden bei den Profis zum Alltagsgeschäft. „Die Belastungen bei Fußballern in diesem Bereich sind brutal. Sie müssen sich vorstellen, die Muskeln werden immer wieder extremen Reizen ausgesetzt. Sprints, Sprünge in die Luft, durch die Stollen und den Untergrund kommt es zu einer weiteren Belastung“, sagt er. „Wir versuchen so gut es geht vorzubeugen, aber ausschließen kann man Verletzungen in dem Bereich einfach nicht. Jedenfalls nicht bei diesen Intensitäten. Das muss man so klar sagen. Eishockeyspieler haben zum Beispiel in der Regel überhaupt keine Probleme damit. Sie bewegen sich gleitend auf dem Untergrund, und dazu ist der Fuß im Schuh fest fixiert.“

Was sind die ersten Warnzeichen? Viele Sportler klagen häufig über einen morgendlichen Anlaufschmerz beim Barfußgehen. Das Tückische: Die Beschwerden lassen oft während des Trainings und Wettkampf zunächst nach, treten dann aber im Verlauf der Belastung wieder auf – wer den Schmerz einfach ignoriert, für den werden die Probleme eher größer als kleiner. „Man sollte das auf jeden Fall abklären lassen, es ist wichtig herauszubekommen, woher die Beschwerden kommen“, erklärt Fritz, der in Viersen praktiziert. Unabhängig von der gewählten Therapiestrategie sei der Dreh- und Angelpunkt jeder Behandlungsform einer Achillessehnenerkrankung die Geduld und Disziplin des Sportlers. „Für Leistungssportler, die es gewohnt sind, ein gewisses Programm abzuspulen, ist es unfassbar schwer, einfach nichts zu machen. Sie quält es förmlich, sich zurückhalten zu müssen. Aber der Schlüssel zur schnellen Genesung ist es, dosiert vorzugehen. Man kann nichts erzwingen.“

Eine Erfahrung, die auch Florian Hartherz machen musste. Der 27-Jährige musste nach seiner Achillessehnenverletzung zunächst einmal den Ball buchstäblich flach halten. Mittlerweile kann er sogar schon wieder leichte Laufeinheiten absolvieren. Nach einer weiteren Untersuchung bei einem Spezialisten in Köln gab es sogar eine vorsichtige Entwarnung. In den kommenden Tagen, so die Hoffnung, soll er die Belastung gezielt etwas intensivieren können.

 


 Daher kommt der Name der Achillessehne

Der Name geht auf den griechischen Sagenhelden Achilles zurück. Der galt, nachdem ihn seine Mutter in den Fluss Styx getaucht hatte, als unverwundbar. Mit einer Ausnahme: Da ihn seine Mutter an den Fußgelenken gehalten hatte, waren diese nicht vom Flusswasser benetzt worden.


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Ausgabe 19.11.2020

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